Abolitionismus: Tierausbeutung abschaffen, nicht reformieren

Abolitionismus bedeutet Abschaffung. Analog zum historischen Abolitionismus (der Abschaffung der Sklaverei) wird damit heute die Forderung nach Abschaffung der Tierausbeutung und Etablierung von Tierrechten bezeichnet. Er richtet sich gegen den Reformismus, der durch den Neuen Tierschutz vertreten wird (siehe Basisinformationen). Der Veganismus ist die persönliche Basis eines jeden Tierrechtlers.

26. Januar 2010

Der größte Sieg des Tierschutzes

Das Verbot der Legebatterien und seine Folgen

Totes Huhn in einer BodenhaltungTierschützer behaupten, Reformen würden zu einer Verbesserung der Haltungs- bzw. Lebensbedingungen der Tiere führen und daher "weniger Leid" verursachen. Die Neuen Tierschützer (die sich gerne als Tierrechtler etikettieren) ergänzen, es sei sinnvoll, auf Reformen zu setzen, weil die Tierausbeutungs­industrie dadurch ökonomisch geschwächt würde. Aber ist dem wirklich so?

Eine der größten und umfassendsten Reformen ist die sogenannte "Abschaffung der Käfighaltung bei Legehennen", die ab 2012 in der ganzen EU durchgesetzt sein soll. Sie betrifft die zirka 300 Millionen dort lebenden Hennen. In den Staaten Österreich und Deutschland wurde die Umsetzung dieser Reform vorgezogen und die Umstellung auf die anderen Haltungsformen ist inzwischen vollzogen, genauso wie im Nicht-EU-Staat Schweiz, wo die herkömmliche Käfighaltung (in Legebatterien) bereits 1993 verboten wurde. Die Entwicklung in diesen drei Staaten zeigt, daß es weder zu einer Verbesserung der Lebensbedingungen noch zu einer ökonomischen Schwächung der Eierindustrie gekommen ist.

Große Enge in einer Bodenhaltung

Die Haltungsbedingungen

Zuerst ist festzuhalten, daß die Käfige nicht abgeschafft wurden, sondern nur die bisherige Käfigform. Die neuen Käfige (die diverse Bezeichnungen haben: "Kleingruppenhaltung", "Seehofer-Käfige", "ausgestaltete Käfige" oder "Großkäfige") sind nur ein paar Zentimeter größer als die bisherigen und weisen auch sonst eher marginale Veränderungen auf. Sie sind kaum höher als die Hennen selbst, deshalb konnten die neuen hinzugekommenen Sitzstangen nur wenige Zentimeter über dem Boden angebracht werden, sodaß sie unbrauchbar sind, um eine "höher gelegene Rückzugsmöglichkeit" zu bieten.1 Daneben gibt es einen Plastikvorhang und eine Kunststoffmatte, die ein Nest darstellen sollen, sowie eine Matte aus Kunstgras, auf der Streu liegt. Daß diese Dinge die "Bedürfnisse der natürlichen Verhaltensweise der Hühner" erfüllen könnten, ist absurd. Es ist Augenwischerei, die die Hühnerausbeutung besser aussehen lassen soll. 2021 sollen auch diese neuen Käfige abgeschafft sein.

Die in Deutschland, Österreich und der Schweiz bereits jetzt und dann vermutlich auch in den anderen Ländern (spätestens ab 2021) am meisten benutzten Haltungssysteme sind die Boden- und Volierenhaltung (Kennzeichnung auf den Eiern mit der Ziffer "2"; Käfigeier haben die "3"). Danach folgen die Freilandhaltung (Ziffer "1") und die ökologische Haltung (Ziffer "0"). Diese - als "Nicht-Käfighaltungen" – werden mit dem Begriff "Alternativhaltungen" schöngeredet. Genauer betrachtet stellen sie jedoch weder eine "Alternative" noch das "kleinere Übel" dar (wie der Tierschutz behauptet), denn sie weisen folgende Verschlechterungen gegenüber der neuen Käfighaltung auf, die allen drei Typen im Wesentlichen gemeinsam sind:
  • In der Natur leben Hühner in Gruppen von fünf bis acht Tieren und bilden eine Sozialordnung. Da in diesen "Alternativhaltungen" Hunderte bis Tausende Hühner zusammenleben, können sie keine Hierarchie aufbauen, was ihre Sozialordnung erheblich stört. Das führt zu mehr sozialem Streß und insbesondere mehr Kannibalismus.2
  • Je "freier" die Haltungsform ist, desto schlechter ist die Kotentsorgung. In Freilandhaltung stehen die Hennen in direktem Kontakt mit ihrem Kot, in der Boden- und Volierenhaltung sammeln sich die großen Mengen in der nur mit einem Gitter "abgedeckten" Kotgrube, dadurch ist die Keim- und die Ammoniakkonzentration höher,3 was zu mehr allgemeinen Erkrankungen, sowie insbesondere zu mehr Erkrankungen des Atmungssystems führt.4
  • Neben Ammoniak wird die Luft außerdem stark durch Staub belastet. Diese Belastung, die auch Atemprobleme und Erkrankungen der Atemwege verursacht, ist in Nicht-Käfigsystem wesentlich höher (wie man sich bei Tausenden, den verdreckten Boden aufwirbelnden Hennen unschwer vorstellen kann).5
  • Die Hennen in Freilandhaltung bzw. in anderen Haltungen mit Auslauf ziehen sich leicht Ektoparasiten zu, die sich in dieser Umgebung gut vermehren können und die wiederum Erkrankungen verursachen können.6
  • Durch das Eingesperrtsein in großen Gruppen können sich die Krankheiten ungehindert verbreiten, sodaß die Tiere schneller erkranken als in den kleineren Gruppen der Käfighaltung.
  • Durch den verstärkten Kannibalismus haben die Hühner mehr offene Wunden, wodurch sie sich schneller infizieren können.
  • All dies (Krankheiten und Wunden) führt nicht nur zu mehr Leiden während der Gefangenhaltung, sondern auch zu einer signifikant höheren Sterblichkeitsrate.7 Je mehr Tiere während der Ausbeutung sterben, desto mehr werden zusätzlich benötigt um die gleiche Anzahl an Eier zu produzieren (und für jede Henne mehr, stirbt nochmals ein männliches Küken).
  • Aufgrund des vermehrten Kannibalismus wird empfohlen, die Schnäbel zu kürzen (zu "kupieren").8 Das führt zu bleibenden Deformierungen, Schmerzen und Behinderung (da die Schnabelspitze ein Tastorgan ist).9
  • Insbesondere die Hennen in Bodenhaltung sitzen und laufen oft auf völlig ungeeignetem Untergrund (wie die Kanten und Schrägen des Mittelbaus), sodaß deformierte Zehen, Fuß- und Kniegelenke häufiger auftreten.10
  • In Volieren- und Bodenhaltungen, wo die Hennen vom Bodenbereich zu den "Nestern" oder Sitzstangen fliegen und zurück, kommt es zu Stürzen und aufgrund der hohen Dichte an Tieren zu Zusammenstößen, wodurch wiederum schwere Verletzungen wie Knochenbrüche verursacht werden.11
In Freilandhaltung wie auch Bodenhaltungen mit Auslauf wird durch den Auslaufbereich suggeriert, die Hühner würden dort in ihrer "natürlichen Umgebung" leben und sich wohlfühlen. Das ist schlichtweg gelogen, denn wie bekannt ist sind Hühner keine Wiesen-, sondern Waldtiere, die Schutz vor Greifvögeln suchen (den sie auf einer freien Fläche nicht haben), weshalb der Großteil der Tiere nicht hinausgeht und die Tiere, die es tun, sich oftmals unter den Unterständen zusammendrängen. Dennoch wird den Verbrauchern sowohl von den Tierausbeutern als auch den Tierschützern eingeredet, der "Freilauf" stelle eine Verbesserung dar.

Nicht zuletzt ist weiterhin zu bedenken, daß hauptsächlich durch den "Energieverlust" des Herumlaufens die Hühner in "Alternativhaltungen" weniger Eier legen.12 Das wiederum bedeutet, daß für die gleiche Menge an Eiern mehr Hennen ausgebeutet und am Ende getötet werden. Für jede Henne mehr kann wiederum ein männliches Küken, das vergast oder vermust wird, gezählt werden.

Fazit: Die wesentliche Änderung, die durch die Abschaffung der Legebatterien bzw. der Zurückweisung von Käfighaltung durch die Tierschützer "erreicht" wurde, ist optischer Natur. Was die Verbraucher am einfachsten wahrnehmen können und ihnen vordergründig durch die Medien gezeigt wird, ist das Vorhandensein oder Nicht-Vorhandensein von Käfigen und damit die (theoretische) Möglichkeit der Tiere, sich "frei zu bewegen". Genau diese Bereiche hat die Reform geändert, sodaß jetzt all die neuen "Bewegungsfreiheiten" demonstriert werden können. Alle Verschlechterungen - der Kannibalismus, die Krankheiten, die zusätzlichen toten Hennen und männlichen Küken – können im Gegensatz zu den vermeintlichen Verbesserungen nur schlechter mit einem direkten kausalen Bezug sichtbar gemacht werden. Dadurch hat es die Tierausbeutungs­industrie leichter, Eier aus Nicht-Käfighaltung als "tierfreundlich" anzupreisen, obwohl die wirkliche Situation der Tiere insgesamt nicht besser, sondern genauso schlecht oder schlechter ist.

Die ökonomischen Auswirkungen auf die Eierindustrie

Gerne wird darauf hingewiesen, die Umstellung würde z.B. in Deutschland Kosten in Höhe von bis zu 500 Millionen Euro verursacht haben. Aber wir wissen, daß Kosten nicht automatisch Verluste sind. Auch hier ist das nicht der Fall, da dieses Geld eine Investition darstellt, die den weiteren Absatz sichert. (Davon abgesehen wurden die Kosten der Umstellung in Deutschland bzw. Österreich mit 20-30% subventioniert.13)
Ähnliches gilt für den Rückgang der Eierproduktion, der nur durch die Umstellung bedingt und damit vorübergehend ist.14 Und selbst wenn die Eierindustrie der EU wirklich geschädigt wäre, ist das solange keine Schädigung der Tierausbeutungs­industrie, solange sich der Konsum nicht verringert hat, denn wenn die Eier importiert werden, sterben die Hühner lediglich in anderen Ländern.

Die Zahlen in den bereits "legebatteriefreien" Ländern beweisen, daß sich der Konsum keineswegs verringert hat.
In Deutschland ist der Verbrauch seit 2000 nur vorübergehend leicht gesunken, aber in den letzten Jahren wieder angestiegen (er hat sich auch 2009 weiter erhöht) und auch insgesamt nicht signifikant zurückgegangen.15
In der Schweiz ist die Legebatteriehaltung am längsten abgeschafft und dort hat sich die Eierzeugung seit dieser Zeit um fast 20% erhöht und ist nicht etwa – wie man von einer "geschwächten Industrie" erwarten würde – zurückgegangen.16 Auch der Konsum ist nicht vermindert, sondern hat sich leicht erhöht.17
In Österreich zeigt der Konsum die deutlichste Veränderung: Er ist auf dem höchsten Stand seit Jahren und außerdem während dieser Zeit (der Zeit der Diskussion und der Umstellung auf "Alternativhaltung") kontinuierlich angestiegen. Auch die Eiererzeugung hat sich erhöht, statt rückläufig zu sein, was wiederum nicht auf eine "geschwächte Industrie" hindeutet.18

Die Erhöhungen des Pro-Kopf-Konsums haben zwar meist nur die Größenordnung einer "normalen" Schwankung, es wird aber deutlich, daß ein Rückgang aufgrund eines "stärkeren Bewußtseins für die Tierrechtsfrage" nicht im Geringsten eingetreten ist.

Die Legitimierung der "tierschutzgerechten" Tierausbeutung in der Öffentlichkeit

Ein weiteres Märchen ist die Behauptung, der höhere Eierpreis würde zu einem Rückgang führen, weil die Konsumenten eher weniger kaufen als mehr bezahlen würden. In Österreich z.B. sind die Eierpreise (wie zu erwarten war) gestiegen19 und dennoch ist der Konsum keineswegs rückläufig (s.o.). Es ist daher viel eher wahrscheinlich, daß dieser kleinen Preiserhöhung von vielen Menschen nicht mehr Aufmerksamkeit zugestanden wird als normalen Preisschwankungen. Solange niemand über die Möglichkeit von Ei-Alternativen informiert ist, wird solch ein geringfügig höherer Preis als unvermeidlich akzeptiert.

Verheerend ist jedoch der psychologische Effekt auf die Verbraucher. Die eine Konsumentengruppe hat bereits zuvor gezielt Eier aus Nicht-Käfighaltung gekauft und sieht ihr Verhalten durch die Diskussion, die Nicht-Käfigeier als "tierfreundlich" bezeichnet, bestätigt. Der anderen Konsumentgruppe, die das nicht tat, wird dieser Umstand - daß sie Eier aus "Alternativhaltung" kaufen (da es hauptsächlich nur solche gibt) - jetzt bewußt. Da ihnen vermittelt wird, daß die sogenannte "Alternativhaltungen" "tierfreundlich" seien, erhalten sie, indem sie den etwas höheren Preis zahlen, ein gutes Gewissen gegenüber der damit verbundenen Tierausbeutung, was jedes Argumentieren, daß jede Form von Eikonsum mit Tierrechtsverletzung verbunden ist, stark behindert. (Und das, obwohl es das angebliche "Fernziel" der Tierschützer selbst ist.)

Von der EU in Auftrag gegebene Umfragen haben diese Tendenz, höhere Preise bei Tierausbeutungs­produkten als Gewissensberuhigung zu benutzen, bestätigt. So gaben in einer der Umfragen 57% der Befragten an bereit zu sein, einen deutlich höheren Preis für "tierschutzgerechte" Produkte zu bezahlen, wohingegen nur 37% angaben, nicht dazu bereit zu sein.20 Obwohl, wie gezeigt wurde, die "Verbesserungen in der Haltung" keine Verbesserungen sind, ist im Bewußtsein der Bevölkerung längst verankert, daß es den Tieren in den vermeintlich "tierfreundlichen Haltungsmethoden" tatsächlich besser ginge. Und so sind in einer anderen Umfrage 74% der Meinung, daß der Kauf von "tierfreundlichen Produkten" eine "positive Auswirkung" auf das Wohlergehen der Tiere habe. 21 Wie gut die Möglichkeit, die vermeintliche "Tierfreundlichkeit" als Werbestrategie zu benutzen, funktioniert, zeigen in einer dritten Umfrage die Antworten auf die Frage: "Welche wären für Sie die wichtigsten Gründe Nahrungsmittel zu kaufen, die auf eine tierfreundlichere Weise produziert wurden (z.B. in Freilandhaltung)?" Drei der sechs am häufigsten genannten Antworten waren: "Sie kommen von gesünderen Tieren", "Sie helfen den Landwirten die Tiere besser zu behandeln" und "Sie kommen von glücklicheren Tieren".22 Die anderen drei der sechs häufigsten Antworten waren die typisch anthropozentrischen Gründe (diese Eier seien gesünder und Ähnliches). Auch mit einer (noch) stärkeren Subvention für Tierausbeuter sind 72% der Befragten einverstanden, wenn diese vorgeben "tierfreundlich" zu sein.23 Bei solchen Ergebnissen ist es wenig überraschend, daß die EU die Einführung eines eigenen "Tierschutzlabels" in Erwägung zieht, um die "Tierschutzstandards" der neuen "Alternativhaltungen" gut vermarkten zu können.24

"Käfigfreie Eier" sind inzwischen zum Inbegriff des Wohlergehens für die dafür ausgebeuteten Hühner gemacht. Daher wundert es nicht, daß der etwas höhere Preis keinen Konsumrückgang zur Folge hat. Ursache für dieses (auch an sich) völlig falsche Verständnis ist neben der Tierausbeuterwerbung auch der Tierschutz selbst.

Tierschutz - der Kampf um schöne Tierausbeutung

All die Verschlechterungen ignorierend, proklamieren die Tierschützer die (vermeintliche) "Käfigabschaffung" als einen Erfolg ("Sieg für die Hennen", PeTA25).

Einige – insbesondere die neuen Tierschützer – sind zwar gezwungen zu erwähnen, daß letztlich auch Eier aus "Alternativhaltung" mit dem Tod der männlichen Küken und weiblichen Hennen verbunden ist, aber das hindert sie das nicht daran, statt für Veganismus für "käfigfreie Eier" zu werben, mit der der Realität widersprechenden Aussage diese wären "tierfreundlicher". (Und dort, wo sie doch darauf hinweisen, daß keine Eier zu essen das beste wäre, sprechen sie - um das Wort "vegan" zu vermeiden - unsinnigerweise meist von "rein pflanzlich",26 obwohl sich so ernährende Menschen nach drei Tagen tot wären, da Wasser nicht pflanzlich, sondern anorganisch ist.)

Hier einige Beispiele:
  • "Nur so [mit der Nummern-Kennzeichnung] können die KonsumentInnen mit Sicherheit wissen, woher die Eier stammen, die in den Produkten enthalten sind und können sich somit für eine tierfreundlichere Alternative, wie z.B. Freilandeier, entscheiden." (Verein gegen Tierfabriken)27
  • "Auch Sie können helfen, dass Deutschland bald käfigfrei wird. [...] Meiden Sie auch die Produkte der nicht-käfigfreien Unternehmen!" (PeTA, Vegetarierbund Deutschland, Albert-Schweizer-Stiftung u.a.)28
  • "Kaufen Sie keine Eier aus Käfighaltung, also 'Kein Ei mit 3'." (Deutscher Tierschutzbund)29
  • "Kaufen Sie Bio- oder Freilandeier." (Vier Pfoten Deutschland)30
  • "Kaufen Sie nur bei Bauern oder in Geschäften, wo Sie sich wirklich sicher sein können, dass die Eier aus artgerechter Tierhaltung stammen.” (Vier Pfoten Österreich)31
In Bezug auf verarbeitete Produkte hat unlängst eine ganze Reihe von Tierschutzverbänden Nudelhersteller dafür gelobt, daß diese auf Käfigeier verzichten. Mit anderen Worten: für das Ausbeuten und Umbringen von Hühner aus Nicht-Käfighaltungen.32

Auch die Tierausbeutungs­industrie hat die Möglichkeit, "käfigfreie Eier" als Werbestrategie zu benutzen, längst erkannt. So vergab sie z.B. einen "Tierschutzpreis" an einen Tierausbeuter dafür, daß er die gesetzlich vorgeschriebene Umstellung vollzogen hat, also das, was er ohnehin gemacht hätte machen müssen. Mit anderen Worten: ein "Tierschutzpreis" für die Umstellung einer Ausbeutungsmethode auf eine andere.33

Die EU selbst hat die Käfighaltung nicht abgeschafft, sondern nur die konventionellen Käfige und empfiehlt stattdessen "ausgestaltete Käfige", da die Studie der EFSA (European Food Safety Authority) zeigt,34 daß die "Alternativhaltungen" bezogen auf "Tierschutzkriterien" insgesamt nicht besser, sondern eher schlechter sind. Die wenigen Bereiche, in denen die Situation der Tiere etwas besser ist (z.B. Osteoporoserate), sind im Vergleich zu den Verschlechterungen in der Minderheit.

Diese Fakten sind seit Jahren bekannt, Maqi weist bereits seit 2001 auf die Nutzlosigkeit dieser Reform hin (verbunden mit der Forderung nach Veganismus statt "käfigfreien Eiern").35 Wenn es dem alten wie dem neuen Tierschutz wirklich um das angebliche Wohlergehen der Tiere ginge, müßte er für "ausgestaltete Käfige" werben. Da dem nicht so ist, kann die Behauptung, es ging "um die Tiere", stark bezweifelt und die Ursache für die Verbreitung von solchen Fehlinformationen (all voran: "Alternativhaltungen" seien eine Verbesserung) in anderen Dingen wie dem Spendenkontostand vermutet werden. Angesichts der medialen Aufmerksamkeit für dieses Thema über mehr als ein Jahrzehnt hinweg, dürfte es die Spenden betreffend tatsächlich Fortschritte gegeben haben. Insofern war es wohl der größte Sieg des Tierschutzes.

Fazit

Totes Huhn in einem AuslaufbereichEs ist ein Märchen, daß die Abschaffung der Legebatterien bis 2012 bzw. die Abschaffung aller Käfige bis 2021 irgendetwas signifikant für die Tiere verbessert hat oder verbessern wird.
Diese Reform war und ist weder "ein Schritt in die richtige Richtung", noch hat sie "Leiden vermindert", noch "bessere Lebensbedingungen" durchgesetzt oder anderweitig etwas für die "jetzt lebenden Tiere" getan. Sie hat weder "das Tierrechtsanliegen in der Gesellschaft bekannt" gemacht, noch zu weniger Eikonsum geführt oder die Eierindustrie ökonomisch geschädigt. Sie führte insgesamt zu mehr ausgebeuteten und ermordeten Hühnern, mehr ermordeten männlichen Küken, schlechteren oder allenfalls gleich schlechten Lebensbedingungen, Tierausbeutern mit einer vermeintlich reinen Weste und Unveganern mit einem guten Gewissen.
Es stellt sich die Frage, ob der alte oder neue Tierschutz lediglich aus Ignoranz oder Unwissen die falsche Strategie vertritt oder eher bewußt einen solchen Weg wählt, mit dem am leichtesten Veränderungen erzielt werden können, die sich als spendenwirksame Erfolge verkaufen lassen.
Wem es wirklich um die Tiere geht, der verweigert sich solchem kontraproduktiven Reformismus und tritt für die Abschaffung der Tierausbeutung und kompromißlosen Veganismus ein.


Quellen:

[1] Lambe/Scott: Perching behaviour and references for different perch designs among laying hens, in: Animal Welfare, Jg. 7, 1998, S. 203-216
[2] Engström/Schaller: Experimental studies of the health of laying hens in relation to housing system, in: Proceedings of the 4th European Symposium on Poultry Welfare, hrsg. v. C. Savory und B. Hughes, Universities federation of Animal Welfare, Potters Bar 1993, S. 87-96; Ekstrand/Algers/Geismar/Gunnarsson/Odén/Onila/Svedberg: Utvärdering av inhysningssystemet Oli-voletage för frigFende värphöns, in: Svensk Veterinärtidning, Jg. 48/Nr. 6, Skara (Schweden) 1996, S. 286-294; Abrahamsson/Tauson: Performance and egg quality of laying hens in an aviary system, in: Journal of applied Poultry Research, 7, 1998, S. 225-232; Michel/Pol: Comparaison de l'élevage de poules pondeuses, avant et pendant la période de ponte, dans un système alternatif de type volière et dans un système classique de cages en batteries. Première étude. Final report for french ministry of agriculture, 2001; Abrahamsson/Tauson: Aviary systems and conventional cages for laying hens. Effects on production, egg quality, health and bird location in three hybrids, in: Acta AgriculturG Scandinavica Section A, Animal Science, Nr. 45, 1995, S. 191-203
[3] Ammoniakimmission- und Stickstoffdepositionmessungen in Tierhaltungsanlagen, Ministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (MUGV) Brandenburg, Mai 2008
[4] Drost/van der Drift/Oude Vrielink: Labour hygiene, in: Aviary housing for laying hens, hrsg. v. H. Blokhuis und J. Metz, Instituut voor Mechanisatie, Arbeid en Gebouwen, Report 31, 1995, S. 103-116; Tauson/Holm: First furnished small group cages for laying hens in evaluation program on commercial farms in Sweden, in: Proceedings of the 6th European Symposium on Poultry Welfare, 1.-4.09.2001 in Zollikofen (Schweiz), Zollikofen 2001, S. 26-32; Priesmann/Petersen/Frenken/Schmitz: Stickstoffverluste aus Geflügelkot bei verschiedenen Haltungssystemen, in: Ammoniak in der Umwelt, KTBL-Schrift 38, Darmstadt 1990, S. 1-23
[5] Mårtensson, L.: Concentrations of dust, endotoxin and organic acids in confined anmal buildings, in: Livestock Production Science, Jg. 49/Nr. 2, Amsterdam 1997, S. 191-202; Michel 2004 wie [2]; Michel/Huonnic: A comparison of welfare, health and production performance of laying hens reared in cages or aviaries, in: British Poultry Science, Jg. 43, 2003, S. 775-776
[6] Guy/Khajavi/Hlalel/Sparango: Red mite (Dermanyssus gallinae) prevalence in laying units in Northern England, in: British Poultry Science Supplement 2004, S. 15-16; Permin/Ambrosen/Magg Eigaard/Folden Flensburg/Bojesen/Christensen/Bisgaard: Sygdomme och velfGrd – i ökologiske og fritgFende hXnsehold, in: Dansk VeterinGrtidsskrift, Jg. 85/Nr. 6, 2002, S. 12-16
[7] Tauson/Holm: Utvärdering av Marielund inhysningssystem för värphöns, Report 244, Sverges Landbruksuniversitet, Department of Animal Nutrition and Management, Uppsala (Schweden) 1999; Wahlström/Tauson/Elwinger: Effects on plumage condition, health and mortality of dietary oats/wheat ratios to three hybrids of laying hens in different housing systems. Acta Agricultural Scandinavica, Section A, Animal Science, Jg. 48/Nr. 4, Uppsala (Schweden) 1998, S. 250-259; Magdelaine/Mirabito: Le bien-Ktre animal. Atout ou contrainte?, in: Sciences et Techniques Avicoles, Sept. 2003, S. 51-55; Institut Technique de l'AVIculture: Performances techniques et co[ts de production en volailles de chair, poulette et poules pondeuses. Edition Itavi, Paris 2002, S. 37 ff.
[8] Michel/Pol 2001 wie [2]; Hadorn/Gloor/Wiedmer: Einfluss des Schnabeltouchierens auf braune Jung- und Legehennen, in: Agrarforschung, Jg. 7/Nr. 02, 2000, S. 62-67
[9] Gentle/Waddington/Hunter/Jones: Behavioural evidence for persistent pain following partial beak amputation in chickens, in: Applied Animal Behaviour Science, Jg. 27, 1990, S. 149-157
[10] Fleming/McCormack/McTeir/Whitehead: Relationships between genetic, environmental and nutritional factors influencing osteoporosis in laying hens, in: British Poultry Science, Jg. 47/Nr. 6, S. 742-755
[11] Newberry: Welfare of poultry in non-cage housing systems. 95th Annual Meeting of the Poultry Science Association, University of Alberta, Edmonton (Kanada), in: Poultry Science Poscal 85 (Supplement 1), S. 144 ff.
[12] Leyendecker/Hamann/Hartung/Weber/Glünder/Nogossek/Neumann/Kamphues/Disti: Mortality and production traits of laying hens kept in battery cages, furnished cages and an aviary housing system, in: Proceedings of the 11th European Poultry Conference, Bremen 2002; Michel/Huonnic 2003 wie [5]; Zoons, J.: Data from egg production systems studies. Proefbedrijt Veehouderij, Geel (Belgien) 2004; LayWel: Welfare implications of changes in production systems for laying hens. Report on production and egg quality, 2006, S. 5 ff.
[13] Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Österreich, Mitteilung "Sonderinvestitionsprogramm Tierschutz startet" vom 19.11.2004 ; agrarheute.com-Mitteilung "Nächste Periode der AFP-Förderung gestartet" vom 27.09.2007
[14] vgl. "Aufgestockt wurden die Bestände auch in Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern. In diesen drei Bundesländern haben sich laut Angaben der MEG die alternativen Haltungsformen von Legehennen wie die Bodenhaltung zeitig etabliert, so dass die Umstellungsmaßnahmen dort schon weiter fortgeschritten sind.", Mitteilung "Legehennenbestand um gut 9 Prozent abgestockt" unter http://tierrechtsforen.de/13/1978
[15] Statistik des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Deutschland, Verbrauch von Nahrungsmitteln je Kopf von 1998 bis 2007, Seite 2, Zeile "Eier und Eierzeugnisse" -> "dgl. in Stk", http://berichte.bmelv-statistik.de/SJT-4010500-0000.pdf; Zahlen für 2009 vgl. http://tierrechtsforen.de/2/7459
[16] Schweizerischer Bauernverband, Statistik Viehwirtschaft für den Zeitraum 1995 bis 2008, Punkt 3.22 Betriebsbilanz der Hühnereier, Zeile "totale Lieferung", http://www.sbv-usp.ch/fileadmin/user_upload/bauernverband/Statistik/Tierhaltung/se_2008_0322.pdf
[17] Schweizerischer Bauernverband, Statistik Ernährungsbilanz für den Zeitraum von 1980 bis 2007, Zeile "Eier", http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/07/03/blank/ind24.Document.21049.xls
[18] Statistik Austria, Versorgungsbilanz für Eier 2003 bis 2008, Zeile "Pro Kopf in Stk. bzw. kg" und Zeile "Erzeugung", http://www.statistik.at/web_de/statistiken/land_und_forstwirtschaft/preise_bilanzen/versorgungsbilanzen/022378.html
[19] Statistik Austria, Land- und forstwirtschaftliche Erzeugerpreise für den Zeitraum von 2002 bis 2008, Jahresdurchschnitt in Euro, Zeile 431 f., http://www.statistik.at/web_de/statistiken/land_und_forstwirtschaft/preise_bilanzen/preise_preisindex/022428.html
[20] European Commission: Special Eurobarometer: Attitudes of consumers towards the welfare of farmed animals, Fieldwork: February-March 2005, S. 51, http://ec.europa.eu/food/animal/welfare/euro_barometer25_en.pdf
[21] European Commission: Special Eurobarometer: Attitudes of consumers towards the welfare of farmed animals Wave 2, Fieldwork December 2005-January 2006, S. 17 http://ec.europa.eu/food/animal/welfare/survey/sp_barometer_fa_en.pdf
[22] European Commission: Special Eurobarometer: Attitudes of EU citizens towards Animal Welfare, Fieldwork September-October 2006, S. 37, http://ec.europa.eu/food/animal/welfare/survey/sp_barometer_aw_en.pdf
[23] ebd., S. 30
[24] Dow Jones Deutschland, Mitteilung "EU-Kommission will Tierschutz stärker fördern" vom 29.10.2009
[25] http://www.peta.de/web/sieg_fuer_die.1397.html
[26] vgl. "Wem Tiere am Herzen liegen, kann durch eine möglichst rein pflanzliche Ernährung jederzeit einen effektiven Beitrag zum Wohl der Tiere leisten.", Pressemitteilung der Kampagne "Deutschland wird käfigfrei", http://tierrechtsforen.de/2/6610/7271
[27] http://www.vgt.at/projekte/legehennen/fakten.php
[28] http://www.kaefigfrei.de/aktiv-werden/
[29] http://www.tierschutzbund.de/74.html
[30] http://vierpfoten.de/website/output.php?id=1225&idcontent=2567&language=1
[31] http://www.vier-pfoten.at/website/output.php?id=1033&idcontent=1384&language=1
[32] Pressemitteilung der Kampagne "Deutschland wird käfigfrei", http://tierrechtsforen.de/2/6610/7271
[33] Thüringer-Allgemeine-Artikel vom 06.10.2009, nicht mehr online, auszugsweise unter http://tierrechtsforen.de/2/6610/7295
[34] European Food Safety Authority: Welfare aspects of various systems for keeping laying hens, EFSA-Q-2003-92, Annex to The EFSA Journal, Nr. 197, 2005, S. 1-23
[35] Achim Stößer: "Verbot der Käfighaltung - ein Pyrrhussieg?", http://antispe.de/txt/pyrrhussieg.html


URL: http://antispe.de/txt/legebatterieverbot.html