Abolitionismus: Tierausbeutung abschaffen, nicht reformieren

Abolitionismus bedeutet Abschaffung. Analog zum historischen Abolitionismus (der Abschaffung der Sklaverei) wird damit heute die Forderung nach Abschaffung der Tierausbeutung und Etablierung von Tierrechten bezeichnet. Er richtet sich gegen den Reformismus, der durch den Neuen Tierschutz vertreten wird (siehe Basisinformationen). Der Veganismus ist die persönliche Basis eines jeden Tierrechtlers.

17. Dezember 2009

Historischer Radikalismus

Totale Abschaffung zu fordern ist zu radikal, Veganismus statt Vegetarismus zu fordern "verschreckt" die Menschen und wirkliche Tierrechte statt Tierschutzverbesserungen erreichen zu wollen, sei aussichtslos. Das hört man oft und auch hier bietet die Geschichte hervorragende Parallelen.

Z.B. in Hinblick auf den historischen Abolitionisten William Lloyd Garrison, der sich nebenbei bemerkt auch nicht 'nur' für einen Bereich einsetzte, sondern auch Frauenrechte und Pazifismus unterstützte.

(Quellen: Handwörterbuch der Kriminologie, wikipedia, sewanee.edu)



Radikalismus statt Reformismus

Zitat:

Während andere Abolitionisten jener Zeit für einen schrittweise [!sic] erfolgenden Weg in die Emanzipation plädierten, argumentierte Garrison für die "sofortige und vollständige Befreiung aller Sklaven".


Zitat:

In speaking engagements and through the Liberator and other publications, Garrison advocated the immediate emancipation of all slaves. This was an unpopular view during the 1830s, even with northerners who were against slavery.


Unpopulär weil es - Überraschung - zu "radikal" war: "Some members of the Anti-Slavery Society considered the organization to be too radical."


Zitat:

He became associated with the American Colonization Society [...]. However, it turned out that the number of members advocating manumission constituted a minority. Most members had no wish to free slaves; their goal was only to reduce the numbers of free blacks in the country and thus help preserve the institution of slavery.

By 1830 Garrison had rejected the programs of the American Colonization Society.


Die Parallele ist auch hier frappierend: genauso wie angebliche Sklavenbefreier nur die Sklaverei etwas schöner aussehen lassen wollten, um sie zu erhalten (und nicht etwas "schrittweise" abzuschaffen), unterstützen heute die neuen Tierschützer, die meinen nur über Reformen sei die Tierausbeutung abschaffbar, diese selbst und erhalten sie.

Zitat:

In the Liberator Garrison not only attacked slave-holders but the "timidity, injustice and absurdity" of the gradualists.


"Gradualismus" ist die Politik "in kleinen Schritten" (woher kommt mir das nur bekannt vor?), die er hier als ängstlich, unrecht und absurd bezeichnet.



Mit einem rassistischen Gesetz können keine Verbesserungen erzielt werden


Zitat:

Auf den besorgten Einwand auf eine Rede Garrisons, die Sklaverei werde durch die Verfassung der Vereinigten Staaten geschützt, antwortete Garrison, wenn dieses zutreffe, dann müsse man diese Verfassung verbrennen.


Zitat:

Douglass glaubte mit Lysander Spooner und Gerrit Smith, die Verfassung erlaube die Emanzipation, während Garrison Exemplare der Verfassung am 4. Juli 1854 während eines Meetings der Abolitionisten in Framingham, Massachusetts öffentlich verbrannte und sie als ein Dokument der Sklaverei brandmarkte.


Auch heute in Bezug auf das speziesistische "Tierschutzgesetz" haben viele immer noch nicht begriffen, daß sich damit (und allem, was auf die angebliche "Verbesserung" der Lebensbedingungen zielt) keine Fortschritte erzielen lassen.



Deutliche Sprache

Zitat:

1830 wurde er zu einer sechswöchigen Haftstrafe wegen Beleidigung inhaftiert, da er in einem Artikel des Genius einen Sklavenhändler "Räuber und Mörder" genannt hatte"


Zitat:

I am aware that many object to the severity of my language; but is there not cause for severity? I will be as harsh as truth, and as uncompromising as justice. On this subject, I do not wish to think, or to speak, or write, with moderation. No! no! Tell a man whose house is on fire to give a moderate alarm; tell him to moderately rescue his wife from the hands of the ravisher; tell the mother to gradually extricate her babe from the fire into which it has fallen; -- but urge me not to use moderation in a cause like the present. I am in earnest -- I will not equivocate -- I will not excuse -- I will not retreat a single inch -- AND I WILL BE HEARD.


Ich registriere zahlreiche Einwände gegen die Härte meiner Sprache; doch gibt es nicht Gründe für diese Härte? Ich bin so rau wie die Wahrheit, und so kompromisslos wie die Gerechtigkeit. In dieser Hinsicht werde ich weder moderat denken, sprechen noch schreiben. Nein! Nein! Erklären Sie einem Mann, dessen Haus brennt, moderat Alarm zu schlagen; bitten Sie ihn, seine Frau ein Stück weit aus den Händen des Vergewaltigers zu retten; erklären Sie einer Mutter ihr ins Feuer gefallene Baby stufenweise heraus zu holen; – aber drängen Sie mich nicht zu Mäßigung in einem Fall wie diesem. Es ist mir ernst – Ich gebrauche keine Ausflüchte – Ich entschuldige mich nicht – Ich weiche keinen Millimeter zurück; – ABER ICH WERDE GEHÖRT.



Wirkung


Bleibt noch zu fragen, ob es funktionierte:

Zitat:

Die Gradualisten setzten auf die Überzeugung von Plantagenbesitzern und den Freikauf sowie die Rücksiedlung von Sklaven nach Afrika - eine Strategie, der zwar der westafrikanische Staat Liberia seine Gründung verdankt, die die aber zwischen 1821 und 1867 nur ca. 6000 Schwarze die Rückkehr nach Afrika ermöglichte, während durch den Sklavenschmuggel selbst um 1850 herum noch jährlich ca. 50 000 nach Amerika transportiert wurden. Abolitionisten wie William Lloyd Garrison (1805-1879) hingegen, der Gründer der Zeitschrift The Liberator (1831) sowie der American Anti-Slavery Society (1833), prangerten die Sklaverei als nationale Sünde an und forderten in kompromißloser Weise ihre sofortige und bedingungslose Abschaffung. Garrisons Radikalität war zwar vielen Zeitgenossen suspekt und führte u.a., als er partout auch Frauen die Mitgliedschaft in der abolitionistischen Gesellschaft ermöglichen wollte, zu deren Spaltung und vorläufigem Niedergang (1839), doch läßt sich andererseits nicht verkennen, daß die Abolitionisten das politische Klima und die Ereignisse, die zu Sezession, Bürgerkrieg und Sklavenbefreiung in den USA (1865) führten, entscheidend beeinflußten.


Das heißt für heute: auch wenn man mit jetzigen radikalen Forderungen nach Abolitionismus und Veganismus weder die Tierausbeutung noch die Unveganität der Gesellschaft in den nächsten Jahrzehnten beseitigen werden kann, ist das kein Grund, ineffektiv zu arbeiten (und Reformismus und Vegetarismus zu unterstützen), denn effektiv ist eine Strategie, die wirkliche und nachhaltige Fortschritte erzielt (auch wenn es länger dauert) und keine schnellen Pseudofortschritte (wie ein bißchen größere Käfige oder Menschen, die "weniger Fleisch" essen).